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Hier: „Die Unvorbereiteten“
„Diese Generation wird nicht auf den Putz hauen, sondern ihn mit voluminösen Tieftönern von den Wänden kratzen. Diese jungen Leute, jahrelang zum Maskieren und zuhause Verstecken gezwungen, loten die sozialen Medien in ihren Extremen aus. Schwer fällt eher die Unterscheidung, ob ein 45-minütiges Selfie-Video der Marke ‚Heute war ich Einkaufen, und zwar… - in die Gattung Angriff oder Selbstverteidigung gehört. Versuchen wir also herauszufinden, wohin die jungen Leute geraten sind, denen wir weder technisch (Vernetzte Medien) noch sozial (Pandemie, Supermacht marschiert beim Kleinstaatnachbarn ein) sonderliche Vorbildfunktionen liefern können – hilflos wie wir selbst sind!“
Diese Einleitung, mit der Werner Vombusch sein achtes Werk ‚Die Unvorbereiteten‘ eröffnet, stellt ohne viel Umstände klar, dass der Mangel an Vorbereitung sehr wohl die klassische Spanne von 25 Jahren als Maß der Generationenfolge umfasst. Und wer mangels Erfahrung im Umgang mit Vombusch glaubt, hier müsse die verehrte Leserschaft nun mit dem üblichen Sozialkitt der Mentoren Generation des Werner Vombusch (ein wenig Luhmann hier, etwas Watzlawick dort, mit einer Prise Chomsky) rechnen, wird angenehm enttäuscht. Bis auf eine recht kurze Nachbemerkung besteht das Buch nur aus Tabellen, Grafiken, Karten und Legenden. Auch Suchindex und Quellenverweise am Ende lassen ahnen, welche Akribie Vombusch in dieses Buch investiert hat.
Schon ein erster Streifzug durch die Analysen lässt dann ahnen, worauf es, bezgl. der bisherigen pandemischen Jahre und dem Ende der Friedensordnung in Europa, hinausgehen soll:
- Wie entwickelten sich Anzahl und Umfang der berufsvorbereitenden Praktika in den 8. bis 10. Klassen?
- Wie hoch war der Anteil Maskenfreier Bewerbungsgespräche bei den 14 bis 25-jährigen?
- Welche Unterschiede gab es bezüglich des Anstiegs der Mediennutzung, nach Alter, sprachlicher und sozialer Herkunft?
- Hat die verstärkte Nutzung der sozialen Medien die kommunikative Reichweite (geographisch, sozial) verändert?
- Wie hoch ist der allgemeine Verschuldungsanstieg und lässt sich dieser mit den Online-Bestellungen begründen?
- Wie ausgeprägt sind Differenzierungsvermögen und -willen bezüglich der kriegsbetroffenen Volksangehörigen?
- Welche Quellen nutzen 14- bis 25-jährige zur politischen Orientierung?
- Wir sehen, Werner Vombusch ist gar nicht bereit, irgendwen als nicht unvorbereitet zu betrachten, ihm geht es nur noch darum, in welchen Umfang hat es uns kalt erwischt, ist es dumm gelaufen. Nahezu typisch das Ende, Vombusch gibt uns nicht etwa Zusammenfassungen, die uns das mühsame Lesen der Kartierungen ersparen würde, sondern stellt einige wenige Grundsatzforderungen auf, die sich lesen wie die Zusammenfassung der Zusammenfassung eines Bildungskataloges: Sofortige Einführung einer echten Grundsicherung, um der aktuellen sowie den kommenden Generationen die auch zukünftig absehbaren Schwankungen in Bildung und Berufsfindung und -ausübung abzufedern. Umfassende Einführungen für SchülerInnen und LehrerInnen zur Internetnutzung. Darstellung ALLER Ethiksysteme, auch und vor allem der Religionen vom 1. Schuljahr an. Entprivatisierung von Böden und Gewässern. Abschaffung von Kredit- und Kapitalverzinsungen, usw, etc und so fort…
Fazit: Ein Lesebuch für Detailversessene? Nein, aber eine wissenswerte Auflistung, wie Unvorbereitet wir alle sind und warum so manche alte soziale Forderung für unsere nahe Zukunft wichtiger denn je ist.
Horst-Werner Willenberg - www.netzwesen.info - Bielefeld, 01.04.2022
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