ASSRO - Eine Weltformel
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Horst Willenberg
Essen und Bielefeld
* 1954
Künstlerisch tätig seit 1968
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Hier: „ASSRO – Eine Weltformel

 

Wenn nicht schon der Titel, dann spätestens der Klappentext werfen die Frage auf: „Geht auch ein bisschen weniger?“ Werner Vombusch beansprucht die Entdeckung einer Weltformel und verneint absolut die Möglichkeit DER Weltformel an sich, denn eine solche sei erfunden und nicht entdeckt und damit im Vornherein eine (menschengemachte) weltliche Formel, aufgestülpt, aber nicht der Welt innewohnend. Andererseits traue er der Wissenschaft sehr wohl zu, weitere Weltformeln zu entdecken. Und sollte er wirklich der erste sein, der eine Weltformel entdeckt hat, sei das ja ganz nett aber nichts Wesentliches.

Nach der üblichen Einführung, die keine ist, gestattet uns Vombusch einen ersten Überblick seiner Vorgehensweise: „Wer die Welt entdecken will, muss den Menschen verstehen.“ Oder: „Kommunikation ist Resonanz – wieso sollte das für das innere Zwiegespräch namens Erkenntnis nicht gelten?“ Und noch während uns das Gefühl beschleicht, Werner Vombusch ließe uns abgleiten wie die Lotusblüte das Wasser, wirft er uns in das Zentrum seiner Ausführungen: „Beute zu machen fällt am leichtesten, wenn wir verstehen, was unsere Beute über die Jagd nicht weiß! Und“, so führt Werner Vombusch weiter aus, „wessen Beute sind wir oder welchen Ereignissen fallen wir zum Opfer?“

Sicherlich währte die Geburt des Animismus äonenlang, hat höchstwahrscheinlich mit der Erinnerung an einen verstorbenen Menschen, oder eines Werkes desselben, einen Anfang gehabt. Menschsein begann nicht mit der Feststellung „Ich bin!“ allein, sondern in Komplizenschaft mit der Frage „Was ist außer mir?“ Indem der Mensch der Welt Seele(n) einhauchte, begann das Abenteuer „Wie ist die Welt außer mir beschaffen?“ und offenbarte die Sehnsucht auf die Antwort nach der Frage: „Wie sehen mich die anderen, individuell wie kollektiv?“

Die Ära der Schamanen, Heilkundigen und Weltdeutenden zugleich, verlief ungestört bis zu jenem Punkt, dass Geschichten aus dem Volk sich mit den Ansprüchen der Mächtigen und den Erzählungen der Schamanen in einem ungezügelten Aberglauben ausbreiteten, eine „Spiritualität für Jedermann“, die drohte, den militärisch-priesterlichen Machtkomplex hinwegzufegen. Die Erfindung der Religion, jedweder Religion, kanalisierte regionale Rituale mit familienorientierten Bündnissen. Ob nun Pharao als Gottmensch selbst oder das Nirwana als Torwächter des Edlen im Menschen, ob Hausgötter oder Pantheon, die endgültige Verlagerung des Wesentlichen an sich im Menschen ins Transzendente, der Vernunft allein nicht zugänglichem Übersinnlichen, enthob die Mächtigen der Frage nach der Legitimation Ihrer Herrschaft und die Priesterschaft der Antwort nach Plausibilität ihrer Ansprüche.

Dass der Durchbruch der Wissenschaften als Alltagsinstrument ausgerechnet durch die dogmatischste aller Religionen, dem Ein-Gott-Glauben, herbeigeführt wurde, bezeichnet Vombusch als ausgesprochen konsequent. „Nicht der Krieg ist der Vater aller Dinge, sondern die Katastrophe die Mutter aller Veränderung!“ So führte der Glaube an EIN vorherrschendes Prinzip in der Welt direkten Wegs zu den Naturgesetzen bzw. Naturkonstanten.

Animismus => Schamanismus => Spiritualität => Religion => Objektivität

Und, als seien wir die Antwort schuldig geblieben, fragt Werner Vombusch schlussendlich uns, die Lesenden, was Objektivität überhaupt sei denn alter Wein im neuen Schlauch - ein weiterer verzweifelter Versuch mit etwas außerhalb von uns zu kommunizieren, und wenn ja, welcher Katastrophe es bedarf, das alte Ziel auf neuem Weg zu erreichen?

Ein auf den ersten Blick, vor allem zum Ende hin, lückenhaft erscheinendes Werk, aber um es mit des Autoren Worten aus einem alten Interview zu sagen: “Ich sammle Hinweise, Ideen liefern müssen andere.“

 

Horst-Werner Willenberg - www.netzwesen.info - Bielefeld, 15.02.2022